Aktuelle Predigten

Auf die Titelzeile klicken zum Lesen.

  • Predigt zum Sonntag "Sexagesimä" (60 Tage vor Ostern)

    Predigt zu Hebräer 4,12-13

    Kanzelgruß: Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

    Scharf

    Liebe Gemeinde!

    Wie scharf ist ein scharfes Messer? Und was kann man damit schneiden? Die besten Küchenmesser kommen angeblich aus Japan und werden in ähnlicher Weise geschmiedet wie früher die Samurai-Schwerter. Dadurch sind die Messerschneiden besonders scharf.

    Früher hat man eher bei Schwertern darauf geachtet, dass sie besonders scharf sind. Die Sagengestalt „Wieland der Schmied“ schmiedete das Schwert Mimir, dass im Bach schwimmende dicke Wollbüschel durchtrennen konnte, wenn sie nur von der Strömung gegen die Schwertklinge bewegt wurden.

    Dagegen hat Siegfried vom Zwergenschmied Mimir (Zufälle gibt’s) gelernt, aus den Bruchstücken des Schwertes seines Vaters ein neues Schwert zu schmieden, Balmung, mit dem er Drachen töten konnte.

    Auch der Autor John R. R. Tolkien, der das Buch „Der Herr der Ringe“ schrieb, hat viel über die besondere Schmiedekunst und die mächtigen Waffen seiner Heldenfiguren erzählt.

    Scharfe Klingen und ihre Macht beschäftigen die Erzähler von Götter- und Heldensagen schon, so lange Menschen Metall zu Schwertern machen. Wer die besseren Waffen hatte, hatte einen Vorteil im Kampf. Das ist übrigens bis heute so geblieben.

    Gibt es etwas, was die Schärfe, Macht und Gewalt der schärfsten und stärksten Waffen übertrifft? Gibt es etwas, dass den Erfindungsreichtum der Menschen übertrifft?

    Predigttext

    12Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. 13Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft geben müssen.

    Liebe Gemeinde,

    dass Worte wie Waffen sein können, dass man mit Worten verletzen kann, ich denke, das wissen wir alle. Ein unbedachter Kommentar, ein leichtfertig dahin gesagter Satz, ohne böse Absicht, kann einen anderen Menschen kränken. Beziehungen können schaden leiden durch unachtsame, lieblose Worte. Worte schaffen Grenzen zwischen Menschen, zerschneiden Bande von Freundschaft und Vertrautheit.

    Ein sehr unschönes Beispiel geht gerade dieser Tage durch die Medien: Eteri Tutberidse, die Trainerin der jungen russischen Eiskunstläuferin Kamila Walijewa, hat ihren Schützling nach der verpatzen Leistung auf dem Eis nicht getröstet, sondern zurückgewiesen und sich selbst überlassen.

    Aber es geht auch andersherum. Worte können heilen und helfen. Ein Zuspruch von Vertrauen und Ermutigung im richtigen Moment kann ungeahnte positive Wirkungen haben. Das tut jedem Menschen gut, dass hätte sicher auch Kamila Walijewa am Donnerstag gut getan.

    Und wie ist das jetzt mit Gottes Wort? Gottes Wort – lebendig und schärfer als jedes Schwert. Was macht Gottes Wort denn dann mit uns, wenn wir von Gott angesprochen werden?

    1. Gottes Wort scheidet

    Gottes Wort scheidet Seele und Geist. Das klingt ein bisschen seltsam, vielleicht würde man eher erwarten, Gottes Wort scheidet Leib und Seele, weil wir irgendwie dem Gedanken vom sterblichen Leib und der unsterblichen Seele anhängen. Und es geht auch darum, irdisches von ewigem zu unterscheiden. Die Bibel nennt das, was wir mit Seele übersetzten, Psyche, den der Welt verbundenen Teil unseres Lebens. Psyche ist vergänglich, und dazu gehören nicht nur der Leib, der sterblich ist und vergehen wird, sondern auch Gedanken, Ideen und Gefühle. Alles, was mit der geschaffenen Welt zusammen gehört.

    Geist dagegen, Pneuma in der Bibel, ist das, was von Gott gegeben ist, das was beständig ist und „ewigkeitstauglich“. Gottes Wort trennt und unterscheidet zwischen beidem. Wenn Gott redet, dann hat sein Wort diese Kraft, materielles und nicht materielles, irdisch-vergängliches und ewig bleibendes zu trennen. Was vor Gott Bestand hat, das kann man wiederum an seinem Wort ablesen, an seinen Geboten zum Beispiel. Eine Lebenshaltung, die Gottes Geboten entgegensteht, hat keinen Bestand, ist Psyche, ist vergänglich. Eine Lebenshaltung, die sich an Gottes Geboten ausrichtet, ist Pneuma, ist Geist und bleibt bestehen. Darum müssen Konfirmanden bis heute die 10 Gebote und das Doppelgebot der Liebe auswendig lernen, darum steht es jedem von uns gut an, diese Worte Gottes zu kennen – damit wir wissen, was vor Gottes Wort bestand hat, wenn es Seele und Geist scheidet.

    2. Gottes Wort richtet

    Gottes Wort ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Bei den schon erwähnten Geboten geht es ja meistens um konkrete Taten. „Du sollst nicht stehlen“ ist eine recht klare Ansage. Ob ich mich daran halte oder nicht, ist meistens auch klar und einfach festzustellen. Wenn ich mit Dingen in der Einkaufstasche erwischt werde, die ich nicht bezahlt habe, dann habe ich mich nicht daran gehalten.

    Aber wie ist das mit Gedanken? „Die Gedanken sind frei“, so heißt ein Lied aus der Zeit der deutschen Revolution zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Aber stimmt das? Darf ich einfach alles denken? Gottes Wort ist ein Richter auch über Gedanken und Sinne. Was in mir vorgeht, was ich vor allen Menschen und vor der ganzen Welt verstecken kann, vor Gott ist es nicht verborgen. Wenn mich Gottes Wort anredet, dann richtet es auch über meine Gedanken und Sinne des Herzens. Gottes Wort richtet über das, was ich bin, was meine Person und meine Persönlichkeit ausmacht. Es richtet über das, was offensichtlich ist, aber auch über das, was nur ich selbst weiß und sogar über das, was mir von mir selbst nicht bewusst und bekannt ist. Vor Gottes Wort ist nichts verborgen.

    Das kann mich erschrecken. Aber das kann auch wohltun. Vor Gott, wenn er mich anspricht, brauche ich mich nicht zu verstecken. Da kann ich ganz ehrlich sein, denn er weiß ja ohnehin alles. Das führt zum letzten, was Gottes Wort mit uns macht:

    3. Gottes Wort rettet

    Als Petrus am Pfingstfest seine Predigt vor den Menschen hielt, da heißt es: Da ging es ihnen durchs Herz. Das, was Petrus den Menschen gesagt hatte, wurde zu Gottes Wort, und dieses scharfe Schwert drang durch die Herzen. Menschen wurden gläubig und schlossen sich der Gemeinde an. Warum ist das so?

    „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“, so schreibt der Evangelist Johannes. Gottes Wort ist nicht nur gesprochenes Wort, ist nicht nur geschriebenes Wort. Gottes Wort ist mehr als Gesetze und Regeln, die mein Verhalten steuern und meinem Leben einen Rahmen geben. Gottes Wort ist lebendig, Gottes Wort lebte als Jesus Christus unter Menschen. „Den hat Gott uns als Mittel zur Sühne hingestellt“, als Retter und Erlöser, so schreibt Paulus. Gottes Wort tritt mir in der Person Jesus gegenüber. Einem Gesetz muss ich gehorchen oder ich kann dagegen protestieren oder auch rebellieren. Zu einer Person kann ich eine Beziehung haben, Freundschaft und Vertrauen aufbauen. Das ist das besondere an Gottes Wort. Es tritt mir in menschlicher Gestalt gegenüber und rettet mich dadurch vor mir selbst und meiner inneren Rebellion gegen Gott und sein Wort.

    Gottes Wort scheidet – an Jesus scheiden sich die Geister.

    Gottes Wort richtet – Jesus wird einmal der Welt und allen Menschen ihr Urteil sprechen.

    Gottes Wort rettet – Jesus ist zugleich der Retter, in ihm tritt mir Gottes Wort barmherzig entgegen.

    Amen.

    Kanzelsegen: Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.

    Amen.

Aktuelle Predigten zum Download

Klicken Sie auf den Titel der Predigt, um die Datei herunter zu laden.

Ältere Predigten

Glaube und Religion

Auf dieser Seite finden Sie die Predigten der vergangenen vier Sonntage. Ältere Predigten finden Sie in unserem

>>> Predigtarchiv 2021

>>> Predigtarchiv 2020