Die Lutherbibel von 1585

Zwischen alten verstaubten Akten zufällig auf einen Schatz zu stoßen – davon hat schon mancher geträumt. Im Hollenbacher Pfarrhaus wurde dieser Traum vor wenigen Monaten Wirklichkeit: Was sich in der Altregistratur auf der Bühne zwischen zwei Aktendeckeln mit der Aufschrift „Alte Formulare“ befand, stellte sich beim Aufschnüren als eine Bibel aus der Reformationszeit heraus, "gedruckt zu Franckfurt am Mayn durch Johannem Feyrabend MDLXXXV.“ 1556 wurde der Hollenbacher Pfarrer entlassen, weil der das Vaterunser nicht konnte und auch nicht wusste, wo es steht. Seine Gemeinde schloss sich nur widerwillig dem evangelischen Glauben an. Keine dreißig Jahre später entstand diese prachtvolle Bibelausgabe mit ausführlichen Erläuterungen und zahlreichen Bildern, die irgendwie ihren Weg nach Hollenbach gefunden haben muß und hier jahrhundertelang in Ehren gehalten wurde. Fehlende Ecken wurden sorgfältig wieder angeklebt, der Text von Hand ergänzt. Zahlreiche Eintragungen und Unterstreichungen zeugen davon, wie Menschen mit dieser Bibel gelebt haben. Interessant sind auch die vielen Zettel mit geistlichen und weltlichen Inhalten, die in der Bibel lagen: Gebete, Flugschriften, ein Schuldschein, eine Rechnung, ein Zollzeichen und sogar eine kunstvolle Bastelarbeit. Greifbare Zeugnisse des Lebens unserer Vorfahren und auch ein Spiegelbild dessen, was es bedeutete, evangelisch zu sein.